Seit einigen Wochen setzte ich mich mit den Linienzielanzeigen der Dessauer Straßenbahn auseinander. Nachdem ich auf meiner Seite bereits einige Erkenntnisse veröffentlicht hab, grübel ich an einer Sache:
Die Endstelle Hauptbahnhof wurde von den ersten Gotha-T57 (Reihe 42 bis 44) als "Hauptbahnhof, Dimitroffplatz" ausgeschildert. (Später alle "Hauptbahnhof" und dann "Dessau Hbf.")
Der Dimitroffplatz ist aber meines Wissens der heutige und vorherige Albrechtsplatz. Hatte der Bahnhofsvorplatz die gleiche Platzbezeichnung?
mir ist jetzt auch eine Ansichtskarte von 1962 in die Hände gekommen. Auf der ist schwer erkennbar eine gleichlautende Zielbeschilderung am LOWA-Tw 35 auszumachen. Ohne den vorherigen Beitrag wäre ich nicht auf Dimitroffplatz gekommen.
Zu eigentliche Frage kann ich auch nichts sagen. Vielleicht endeten einige Züge am heutigen Albrechtsplatz oder der Zielfilm wurde ab dort auf Gärungschemie weitergedreht. Denn damals müßte es noch die Linienführung Süd->Hbf->Markt->Gärungschemie gegeben haben.
Ja, es liegt wohl an der damaligen Schleifenfahrt. Die Linie 1 fuhr ja bis 1964 den Ring Museum - Markt - Bahnhof - Museum. Daher auch meine Erkenntnisse, das nur Bilder bis 1964 mit dieser Anzeige exisitieren.
"Ring Museum - Markt - Bahnhof - Museum" - dieser Linienweg war mir bisher nicht bekannt. Ich kannte bisher nur Süd->Markt->Rosenhof - zurück dann aber über Hbf, da für den gleichen Rückweg am Museum die Weichen fehlten.
Den Zusatz Dimitroffplatz hatten ab 1955 fast alle Triebwagen der Linie 1 auf dem Zielschild, das war allerdings nicht ganz korrekt, hätte eigentlich Katholische Kirche heißen müssen. Nachdem die Ferdinand-von -Schill-Straße wieder durch die Straßenbahn befahren werden konnte, blieb es bei zwei Straßenbahnlinien. Die Endstelle der Linie 1 war jetzt nicht mehr am Hbf , sondern am Ostende der Ferdinand-von-Schill-Straße, in Höhe der Katholischen Kirche. Da fuhr aber immer nur der Triebwagen hin . Fahrgäste der L 2 aus Dessau-Nord , die zum Bahnhof wollten, konnten dort umsteigen.
Die Straßenbahnzüge die am Hbf ankamen hielten in der Bahnhofskurve auf dem Innengleis. Der Triebwagen fuhr dann weiter zur Katholischen Kirche , gleichzeitig kam der Tw der vorherigen Bahn von dort zurück und fuhr auf dem Außengleis der Kurve an den Beiwagen vorbei in die jetzige Fritz-Hesse-Straße. Dann zurück über den Gleiswechsel an die Beiwagen. Das Ankuppeln war Aufgabe der Schaffnerinnen, die gaben dann anfangs noch per Zugglocke das Abfahrtssignal. Die Bahn fuhr dann über den Gleiswechsel wieder auf das recte Gleis. Es fand also am Bahnhof immer ein Triebwagenwechsel statt. Da die ex-Leipziger Wagen Druckluftbremsen hatten, konnten sie deshalb nicht auf der Linie 1 eingesetzt werden, obwohl drei Beiwagen recht ordentlich umgebaut worden waren . 1955 ist auch auf beiden Linien der 10 Minutentakt eingeführt worden . Für die L 1 waren sieben Tw und zwölf Bw erforderlich, für die L 2 fünf Triebwagen.
Bei Bauarbeiten oder Störungen fuhren die Bahnen der L 1 über den Innenstadtring, am Museum Rechtskurve dann über Markt - Katholische Kirche und Ferdinand-von-Schill-Straße zum Bahnhof. Die Weiche in der Zerbster Straße mussten die Fahrer mit der Hand stellen. Auch als die ersten Gotha-Wagen zum Einsatz kamen, wurde anfangs noch am Bahnhof rangiert. Da nun kein Triebwagenwechsel mehr möglich war, pendelte zwischen Hbf und Katholischer Kirche ein Solo-Tw, auch als Linie 1. So um 1960 erhielt die Weiche in der Zerbster Straße einen elektrischen Antrieb und dann wurde bis zum Bau der Wendeschleife nur noch über den Innenstadtring gefahren. Es waren sieben Dreiwagenzüge erforderlich .
Übrigens muss es bei der Linie 1 auch mal die Beschilderung Hbf - Haideburg gegeben haben. Die Junkers-Siedlung zu der die Tempelhofer Straße (nach dem Flugplatz Tempelhof) gehört, war demnach Heideburg zugeordnet, es heißt ja auch Bauhaus-Siedlung Dessau-Törten (war Törten zugeordnet). Die Bezeichnung Dessau-Süd für das Gebiet südlich vom Friedhof III hat sich demnach erst im Laufe der Jahre durchgesetzt .
Quellen: Aufzeichnungen von Wolfgang Schreiner, eigene Erinnerungen und meine Bildersammlung.