Ich kenne ja noch alle fünf. Die fuhren bis Mitte der 60er Jahre auf der Linie 1 mit zwei Beiwagen und zwischen Rosenhof und der Gärungschemie als Solo-Tw. Als dann genügend Gotha-Wagen vorhanden waren , verkehrten sie nur noch auf der Linie 2. Ich hatte damals natürlich keine Ahnung ,was ein Aufbauwagen ist. Diese Triebwagen sahen für die damalige Zeit recht modern aus (im Gegensatz zu dem Schrott der da aus Berlin übernommen worden war), hab mich nur gewundert ,warum auf den Fahrschaltern noch AEG stand.
Nun zur Vorgeschichte dieser Tw und die beginnt bereits unmittelbar nach Kriegsende. Noch die alte Dessauer Straßenbahngesellschaft ließ aus den kriegszerstörten Fahrzeugen alle verwertbaren Dinge bergen, die eventuell repariert werden könnten: Motore, Fahrschalter, Fahrgestelle. Zahlreiche Fahrgestelle ließ man dann ab Ende 1945 in der Dessauer Waggonfabrik reparieren, unter anderem auch die der zerstörten Tw 26, 27, 28, 30, 31 und 34. Eins dieser Fahrgestelle erhielt im Dez. 1945 der Kardan-Tw 24, der Rest wurde eingelagert, da man vorhatte neue Aufbauten zu kaufen. Die Verkleidungen,die die Fahrgestelle der Serie 30 - 34 zur Geräuschminderung hatten, wurden nicht wieder aufgearbeitet und auch bei den beiden noch vorhandenen Tw 32 und 33 entfernt. Auf den Fahrgestellen kleinerer Wagen entstanden später die Güterwagen für die Trümmerbeseitigung.
1948 begann man dann bei dem KWU-Verkehrsbetriebe mit Vorarbeiten für einen Wiederaufbau (Reparatur von Motoren, Fahrschaltern usw). Aber erst Ende 1949 entstand dann bei LOWA Werdau eine Kleinserie von 21 Wagenkästen, von denen fünf im Januar 1950 nach Dessau geliefert wurden (die anderen: je acht für Magdeburg und für Chemnitz).
Die Dessauer Wagen wurden dann in der Waggonfabrik zusammengebaut, da die Hauptwerkstatt in der Heidestraße noch im Bau war. Als dann im Frühjahr 1950 die ersten beiden Tw fertig waren (und die Strecke Katholische Kirche - Gärungschemie wieder eine Fahrleitung hatte), wurde ab 1. Mai 1950 ein neues Liniennetz eingeführt (im Strab.-Archiv und den beiden Kurzchroniken sind allerdings die Liniennummern 2 und 3 verwechselt worden). Die restlichen drei Triebwagen wurden dann im Laufe des Jahres 1950 fertig. Im neuen Nummernschema hatten sie die Nummern 30'' bis 34'' erhalten.
Diese fünf Aufbauwagen waren für eine Einsatzdauer von 20 Jahren vorgesehen ,das wurde auch erreicht und im Aussehen wirkten sie moderner als manche westdeutsche Aufbauwagen.
So um 1970 wurden dann die Tw 31'' und 33'' ausgemustert, der Tw 32'' diente noch einige Zeit als Arbeitswagen und die beiden Tw 30'' und 34'' fuhren dann noch auf der Linie 2 (mit ex Berliner LOWA-Bw) zwischen Tempelhofer Straße und Rosenhof. Als diese Linie dann nur noch zwischen Hbf und Rosenhof verkehrte, löste Tw 30'' den Tw 32'' als Atw ab . Die Tw 32'' und 34'' wurden dann auch ausgemustert.
Übrigens gab es damals in den Spielzeugläden eine Blechstraßenbahn, die den Aufbauwagen verblüffend ähnlich sah, allerdings mit rotem Zierstreifen.
Quellen: Auftragsbücher Waggonfabrik (W. Horn), Fahrzeugliste 1952 (G. Stetza) und eigene Erinnerungen.
Gruß Blacki
Zum Bild: Tw 32'' kurz nach der Inbetriebnahme. Werdau hatte nicht mal Blinker angebaut. Für die Fahrgestelle, die elektrische Ausrüstung und die Endmontage waren die jeweiligen Verkehrsbetriebe zuständig. In Dessau wurden dann später erst mal Blinker aus Altbeständen angebaut, später dann modernere .
Zu den Beiwagen auf dem Bild : Bw 114'', ex Tw 10'', 1941 ex Gießen, Bw 113'' ex 110 ex 39'', 1940 ex Mülheimer Kleinbahn.
Bl.
Blacki
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Tw 32''+ Bw 114''und 113'