nachdem die geplante Sonderfahrt zum Sachsen-Anhalt-Tag wegen fehlender Gegenfinanzierung ausfallen musste (Land stellte keine Mittel) bzw. gar nicht über das Planungsstadium hinaus gekommen ist wird der nächste, reguläre Fahrtag zwischen Köthen und Aken (KBS 342) der 16.08.08, ein Samstag, zum Stadtfest der kleinen Elbestadt sein.
Eingesetzt wird die egelner Ferkeltaxe 771 003 in roter Farbgebung. Damit wird erstmals nach der Sonderfahrt zum Köthener Karneval, die in Kooperation mit dem Land und der Elbe Saale Bahn erfolgreich durchgeführt wurden, wieder Personenverkehr auf der Schiene angeboten.
Die Planungen sind inzwischen soweit vorrangeschritten, das ein erster - unverbindlicher - Fahrplan aufgestellt werden konnte. Demnach verkehren 5 Zugpaare (Hi. u. Rü.) zwischen Köthen und Aken, wobei 1 Zugpaar bis nach Aken Ost durchgebunden wird. Am Haltepunkt Trebbichau wird nur nach BEDARF gehalten - ansonsten durchgefahren.
Durch die Unterstützung des Hafens ist es damit möglich, die erste durchgehende Zugfahrt von Köthen nach Aken Ost anzubieten - dies hätte sogar einmal planmäßig im Personenverkehr sein sollen, wenn man die Strecke nicht im entscheidenen Moment abbestellt hätte. Schade.
Der vorläufige Fahrplan (Änderungen jederzeit vorbehalten!) ist unter http://www.eisenbahnfreunde-aken....tuelles.htm einsehbar. Außerdem wird der Bahnhof geöffnet sein so dass das örtliche Museum der Eisenbahnfreunde besichtigt werden kann.
Zum Schluss noch ein paar Impressionen sowie ein wenig Geschichte bzw. allgemeines zum Betrieb der Strecke kurz vor der Abbestellung und vom letzten Tag, welcher zwar ein trauriger Anlass war aber dennoch ein unvergesslicher Tag geworden ist - hat richtig Spaß gemacht und das Personal war einfach klasse! Vielen Dank, dass der Tag so gelungen durchgeführt wurde.
Ein Desiro der Elbe Saale Bahn sonnt sich in den frühen Morgenstunden vor dem Empfangsgebäude des Akener Bahnhofes. Am Tag der Aufnahme, dem 14.08.07, stand die Abbestellung bereits fest - die Angestellten der Elbe Saale Bahn waren davon wenig begeistert und konnten diesen Schritt eigentlich nicht verstehen. Das Personal - welches ja nun eigentlich am genauestens bescheit wissen müsste - stellte keinen Rückgang sondern einen Anstieg der Fahrgastzahlen fest. Dass sie nun auf einmal die Strecke verlieren und damit versetzt werden sollten an andere Dienststellen (da Köthen ja mit der Strecke als Diensstelle aufgegeben wurde) fanden sie nicht sehr schön.
Zuletzt waren zwischen Köthen und Aken Triebwagen der Baureihe 642 unterwegs, die von der Elbe Saale Bahn (100% DB Regio Tochter) gestellt wurden und im Auftrag des Landes den Verkehr im Altmark-Börde-Netz abwickeln. Die Elbe Saale Bahn hatte sich im Rahmen der Ausschreibung als Gewinner hervor getan womit auch die Einsatzjahre der 628, welche vormals ihren Dienst auf der Stichstrecke taten, in Sachsen-Anhalt ziemlich gezählt waren. Bei den Fahrgästen konnten die Fahrzeuge überzeugen - beschleunigungsstark, hohe Laufruhe sowie der Niederflureinstieg waren drei wichtige Pluspunkte der Fahrzeuge da auf dieser Strecke desöfteren sehr viel Fahrräder befördert werden mussten. Auch das Personal konnte überzeugen - freundlich, zuvorkommend und immer hilfsbereits es war immer wieder eine schöne Fahrt auf der Strecke.
Ein Monat später hatte sich das Wetter entsprechend der Stimmungslage der Fahrgäste und des Personals angepasst. Es regnete und war ziemlich frisch - ein typischer Herbsttag eben. Hier ist der 642 164 zu sehen, welcher gerade den Bahnhof Aken erreicht hat - die Reisenden sind inzwischen alle im Zug bzw. haben bereits das Bahnhofsgelände verlassen.
An diesem Tag war auch das Fernsehen (Köthener Regionalsender) im Zug als Gast anzutreffen. Mit entsprechender Mundpropaganda wurde der Zug doch ziemlich voll - schade, dass es immer erst soweit kommen muss, bis die Leute bemerken was ihnen eigentlich genommen wird und das sie sich viel früher mal hätten dafür einsetzen sollen (sprich den Zug benutzen). Jedenfalls war der Zug voll und das Personal hatte ordentlich zu tun. Da man aber seitens der Bahn auch peinlich genau auf die Pressearbeit schaut, war auch der Vorgesetzte der Mitarbeiter sowie eine Pressesprecherin der Bahn an Bord. Der Vorgesetzte zeigte sich wenig begeistert und machte in einem kleinen Gespräch mit einem Zugbegleiter deutlich, dass er über so viel Fahrgäste nicht erfreut gewesen ist bzw. dass die Mitarbeiter doch irgendein krummes Ding gedreht haben müssten, da schließlich sonst niemals mehr als 5 Reisende anzutreffen gewesen sein. Naja, die Einstellung der Vorgesetzten fand wenig Anklang was wohl daran liegen mag dass besonders in den Hauptverkehrszeiten deutlich mehr als 5 Leute den Zug benutzten - in Spitzenzeiten 20 bis 30 Leute. Aber selbst das stimmt nicht richtig, warum werde ich später nochmal aufgreifen.
An einem bitter kalten Tag, fast 2 Monate vor dem Verkehrsträgerwechsel, verlässt der 642 166 am 15.10.07 den Bahnhof Aken und passiert hier soeben den Stahlbau Heenemann. Sämtliche Signale an der Strecke sind Formsignale die hoffentlich noch ein Weilchen erhalten bleiben.
Natürlich lief es auch hier nicht anders als nach einem alten Sprichwort: Wer kämpft, kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren. Und so wurden zahlreiche Eingaben beim Landesministerium für Verkehr gemacht. Es wurden Unterschriften gesammelt und der Behindertenverein wurde bei Karl-Heinz Daehre vorständig um darauf hinzuweisen, dass der Bus keine Alternativen für diese Personengruppe ist. Nun, ob die unterschriften jemals ihr Ziel erreichten ist im Nachhinein fraglich, vielmehr sollen sie in der Zwischeninstanz bei der NASA "verschwunden" sein. Ehrlich gesagt habe ich auch nichts anderes erwartet - schade dass Engagement immer so torpediert wird. Jedenfalls zeigte sich Herr Daehre auch nicht beeindruckt von der Situation der behinderten Menschen, de facto sei es ihm egal ob sie mit Bus oder Bahn fahren. Alles was dann am Ende blieb war ein nichts sagendes, inhaltsleeres Schreiben der NASA die längst bekannte Scheinfakten wiederholte und damit ihre Entscheidung der Abbestellung bekräftigte obwohl diese beim genaueren Hinsehen in der Mehrzahl widerlegbar waren.
Jedenfalls wurde das Wetter ab August / September immer schlechter um fotographisch irgendwas reißen zu können. Aber ganz ohne Fotos ging es dann doch nicht, ich könnte mich heute noch ärgern viel zu wenig Bilder vom Planbetrieb gemacht zu haben - aber so ist das im Leben, wer zu spät kommt... An einem typischen Novemberwochende passierte 642 198 einen unbeschrankten Bahnübergang kurz vor Aken am Hundesportverein. Aus heutiger Sicht war der Wochenedverkehr schon klasse - heute ist man am Wochenende von der Außenwelt praktisch abgeschnitten.
Wie ja bekannt sein dürfte, wurden die Fahrgastzahlen als zu gering angesehen um die Strecke weiter betreiben zu (wollen!) können. Obwohl die Fahrgastzahlen langsam aber kontinuirlich anstiegen reichte es nicht, um den Bestand zu sichern. Die Bedingung aus Magdeburg war, den Schülerverkehr auf die Schienen zu verlagern um so eine bessere Auslastung der Züge zu erreichen. Mal völlig davon abgesehen, dass dann der 7 Uhr Zug in Doppeltraktion hätte verkehren müssen wäre das auch alles prima umsetzbar gewesen. Leider spielten der Landkreis und das örtliche Busunternehmen (die sich, wie sollte es auch anders sein, blendend verstehen) nicht mit und haben letztendlich damit gegen die Proteste der Bevölkerung die Abbestellung zu verantworten. Dabei wäre es zunächst ausreichend gewesen, die Schülerfahrausweise für Bus uns Bahn gültig zu machen. Leider sperrte sich auch hier der Landkreis da der Bus ohnehin bevorzugt wurde. Dass eine entsprechend gültige Schülerfahrkarte für die Bahn lohnenswert ist zeigte sich immer wieder in den Sommermonaten, wo der Desiro bei Hitzefrei bis zu 90% besetzt war. Leider war das aber politisch nicht gewollt, man wollte den Schülern weder die Nutzung von Bus und Bahn freistellen (was aber immer behauptet wurde!) noch war man daran interessiert die Bahnstrecke ernsthaft in die Planungen des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis Köthen einzubeziehen.
Dabei wäre es für die Schüler bedeutend besser gewesen 15 Minuten mit dem Zug zu fahren als 30 oder 45 Minuten über alle Dörfer zu juckeln wenn man von Köthen nach Aken möchte. Und die fehlenden Schüler waren dann Anlass genug für das Land die Strecke dicht zu machen, zugunsten einer Nebenstrecke die gerademal 150 Reisende am Tag zu verzeichnen hat (zum Vergleich: Köthen-Aken ohne Schüler: 300 Reisende | mit Schüler rund 540 Reisende). Das der Landkreis aber lieber mit dem Busunternehmen kuschelt ist ohnehin ein offenes Geheimnis und so brauchte Vetter auch keine Angst um die Schülertransporte zu haben. Das die Pendler von Aken nach Köthen und umgedreht aber auf den Zug angewiesen waren hatte man wohl "vergessen". Letztendlich war man im Landkreis nicht an einer Verlagerung der Schüler auf die Schiene interessiert - dieses Thema tauchte zwar immer mal wieder auf, war aber genau so schnell wieder weg. Vor diesem Hintergrund sind die Aussagen der NASA, dass zu wenig Leute die Strecke nutzen zwar richtig, es darf aber in Frage gestellt werden wieso man dann bitte eine andere Nebenstrecke mit gerade mal der Hälfte weiter betreibt. Und die weitere Argumentation, dass eine höhere Auslastung nicht erreicht werden würde ist definitiv falsch, da die Schüler bei weitem ausreichen würden um den Bestand zu sichern. Was letztendlich fehlte war der politische Wille sowie ein ausgeklügeltes Konzept. Die weitere Argumentation, dass mit der Abbestellung alles besser wird kann genau so gut als falsch angesehen werden da sich weder die Reisezeit verkürzte sondern verlängerte, noch der Service und der Komfort gehalten wurde sowie der Fahrplan eine einzige Katstrophe ist und so zum Umstieg auf das Auto gerade zu auffordert.
Vom Bahnhofsgelände in Trebbichau, der einzigen Station ziwschen Köthen und Aken, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die DB Netz AG hat hier einmal mehr Fakten geschaffen und das gesamte Areal bis auf ein Anschlussgleis (vom Netz abgetrennt) und das durchgehende Hauptgleis bereinigt und sämtliche Anlagen zurück gebaut. Der Bahnhof wurde bereits Ende der 90er Jahre in einen Haltepunkt umgewandelt und somit verlor auch das Stellwerk in Trebbichau die Bedeutung einer Blockstelle, die bis zu dieser Zeit die Blockfunktion wahrnahm. Mit Umwandlung in einen Haltepunkt wurde das Stellwerk zum Schrankenposten degradiert, nunmehr wird die gesamte Strecke von Köthen aus als "Stichstreckenblock" betrieben. Der morbide Charme ist aber trotzdem überall um Trebbichau zu entdecken. Das einzige Foto, dass ich am Schrankenposten jemals gemacht habe zeigt den 642 198 auf dem Weg nach Köthen am 03.11.07.
Auch in Trebbichau, diesmal aber noch vor dem Bahnhofsgebäude direkt in der Einfahrt, konnte einen Tag später (04.11.07) der Triebwagen 642 173 aufgenommen werden. Dies ist eines der wenigen Sonnebilder an diesem Tag. Gleich ein paar Meter weiter befindet sich ein Bahnübergang der nur mit 40 km/h befahren werden darf. Hier befand sich auch ursprünglich das zweite Stellwerk des Bahnhofs Trebbichau.
Tja, und das ist das letzte Bild mit einem Triebwagen der Elbe Saale Bahn, entstanden am 02.12.07. Den Umständen entsprechend zeigte sich auch das Wetter sehr durchwachsen, was der Bildstimmung trotzdem keinen Abbruch tut. Bleibt vielleicht ein wenig Hoffnung, dass die Triebwagen sich irgendwann planmäßig wieder hierher verirren. Landschaftlich hat die Strecke durchaus etwas zu bieten. Von Köthen führt sie zunächst in einem Einschnitt hinaus in die Fläche, gebettet zwischen Feldern und Wiesen. Beim Kilometer 5 ungefähr beginnt dann der Abschnitt mit einem richtig bestechenden Bahndamm, dem sich gleich dahinter ein kleiner Einschnitt anschließt um kurz darauf wieder zwischen Feldern und Wiesen nach Trebbichau zu gelangen. Dort ist die Strecke kurz vor Trebbichau zwischen den Seen von Büschen, Sträuchern und Bäumen eingebettet. Dannach schließt sich wieder ein längerer Verlauf in der Ebene an, kurz hinter Trebbichau noch mal ein wenig Baumbewuchs an der Strecke ehe sich wieder weite Felder und ein Naturschutzgebiet anschließen. Bald darauf folgt eine Kurve, in der die Strecke sich durch ein kleines Wäldchen hindurch fädelt. Dies geht rund 1 bis 1,5 Kilometer so weiter auf einem flachen Bahndamm ehe sich dann auf der einen Seite Felder und auf der anderen ein kleiner Wald anschließt. Kurz darauf verschwindet die Strecke auch schon zwischen Gartenanlagen und kommt lediglich am Mennewitzer Weg sowie kurz vor der Einfahrt Aken nochmal auf weitläufiges Gelände ehe sich an die Strecke in einer Kurve das Bahnhofsareal Aken anschließt.
Und ohne viele Worte noch die Bilder vom letzten Betriebstag hinterher.
Die Eisenbahnfreunde Aken organisierten einen gebührenden Abschied, unter anderem einen Triebwagen der Baureihe 628 vom Bh Magdeburg. Dies war auch gleichzeitig einer der letzten Einsätze der Triebwagen in Sachsen-Anhalt, stückweise wurden sie inzwischen an andere Betriebshöfe abgegeben so dass spätestens seit März 2008 alle 628er Sachsen-Anhalt den Rücken gekehrt haben.
628 602 als RB 36861 auf dem Weg nach Köthen legt sich hier recht sportlich in die Zielkurven.
Um sich später wieder im Bahnhof Aken auszuruhen.
Dannach geht es noch mal hoch nach Köthen wo er sich im Sonnenschein ausruht. Der rund einstündige Aufenthalt wird genutzt um sich ein wenig zu unterhalten und alte Geschichten aufzuwärmen.
Auf der Rückfahrt ist dann auch in Aken die Sonne hervor gekommen, nachdem die ersten Fotos durch die Wolken vom Dienst ohne diese auskommen mussten.
Kaum zu glauben aber kurz nach um 5 ist es in Köthen bereits dunkel gewesen. Gut, zu dieser Jahreszeit vielleicht auch nicht ganz so verwunderlich.
Zum Schluss folgte das obligatorische Gruppenabschiedsfoto des Personals, das wohl bei jedem "Letzten Zug" gemacht wird. Wenige Minuten zuvor erteilte das Rotkäppchen dem Triebfahrzeugführer den letzten Abfahrtsauftrag nach Aken an diesem Tag. Und so verlässt schließlich um 21.50 Uhr RB 36884 mit einem letzten Pfeifkonzert den Bahnhof Köthen unter letztem Blitzlichtgewitter und entschwindet in die Dunkelheit.
Es ist bereits kurz nach 22 Uhr, als der letzte Personenzug aus Richtung Köthen das kleine Elbestädtchen Aken erreicht. Begleitet von den Eisenbahnfreunden und ein paar Mitarbeitern der DB war es eine angenehme, sehr schnell endene Fahrt. Nachdem der Triebfahrzeugführer die Richtung gewechselt hat vergewissert man sich nochmal ob denn auch alle Scheinwerfer funktionieren. Als Leerfahrt setzt sich der Triebwagen dann wieder in Bewegung und mit einem letzten lang gezogenen Pfiff kehrt damit (zunächst) Ruhe ein, auf der seit 117 Jahren im Personenverkehr befahrenen Strecke.
So, und nach all dem Geschriebenem noch eine Bitte in eigener Sache: Wie eingangs erwähnt organisieren die Eisenbahnfreunde Sonderfahrten zum Stadtfest. Meine Bitte wäre, dass ihr es vielleicht einrichten könntet der Strecke und dem Stadtfest (eben ein Stadtfest eines 9.000 Seelendorfs) einen Besuch abzustatten, so dass der Verein die Kosten für die Fahrten decken kann. Denn nur so können auch später wieder Sonderfahrten angeboten werden. Daher bitte ich euch, nutzt die Züge falls möglich und stattet den Eisenbahnfreunden im Bahnhof, deren Museum am 16.08.08 ebenfalls geöffnet ist, einen Besuch ab.
Hallo Friedrich, ein wirklich ausgezeichnet geschriebener und spitze illustrierter Beitrag zu dieser Strecke. Ich habe mir den 16.August schon dick im Terminkalender angestrichen. FTB