das Jahr 2010 neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen. Damit geht ein äußerst anstrengendes aber auch interessantes Jahr zuende. Kaum zu glauben wie schnell 365 Tage rum sind... Und dabei ist ja auch einiges passiert:
Die Elbe-Heidebahn darf vorerst weiter ihre Runden drehen. Es wurde sogar endlich geschafft, einen seit mehr als fünf Jahren geplanten und bereits von der DB Regio angeregten Haltepunkt "Bad Schmiedberg Kurklinik" einzurichten. Auch wenn die Verfügbarkeit an Triebfahrzeugen noch öfters Probleme macht, so ist die Zuverlässigkeit insgesamt doch angestiegen. Und neben der Verlängerung der Fahrten bis nach Söllichau sowie der Wiederuafnahme eines, wenn auch sperrlichen, Wochenendverkehrs wurden sogar wieder durchgehende Sonderzüge auf der Strecke angeboten. Angesichts des Zustandes des Streckenabschnittes Bad Schmiedeberg-Eilenburg schon so etwas wie die Quadratur des Kreises...
Auch die ABG hat eine turbulente Zeit hinter sich. Nach einer Reihe von technischen Defekten, Pannen und Unfällen steht unterm Strich nun die Insolvenz. An einer Zukunft wird gegenwärtig aber schon fleißig gewerkelt; immerhin ist der Betrieb der Strecke für weitere 10 Jahre vom Land gesichert worden... Interessant ist in diesem Zusammenhang auch was aus der Grubenbahn werden wird, wo die ZEG ja derzeit auch kräftig am werkeln ist.
Und auch die Strecke nach Aken, die in den letzten paar Jahren einige Turbulenzen erlebt hat, kann auf ein bewegtes Jahr zurückblicken. Dies umfasst nicht nur das 120jährige Jubiläum meiner "Haus- und Hofstrecke", weswegen ich da näher drauf eingehen möchte. Wer mehr zur Geschichte der Strecke erfahren möchte, dem sei dieser DSO-Beitrag ans Herz gelegt.
So wie dieses Jahr endet fing es auch an - es war extrem kalt, es gab viel Schnee und wochenlang kein Verkehr zwischen Köthen und Aken, so dass man in Aken und Trebbichau nicht viel zu tun hatte auf den Stellwerken. Erst als die Schiffbarkeit der Elbe zum Problem wurde, kam wieder etwas Schwung auf die Strecke. Verschneit zeigt sich die Einfahrt nach Aken, genau wie der Rest der Strecke Richtung Trebbichau.
Ab und zu verirrten sich dann doch ein paar Züge an die Elbe, um Flüssigdünger für das SKW abzuholen. Hier erreicht am 14.01. eines der zwei 229er der MEG das Ziel. Im Hintergrund ist der Bitterfelder Citaro Dreiachser zu erkennen, der normalerweise seine Runden zwischen Stumsdorf und Bitterfeld drehen müsste (wohl aber schon lange nicht mehr getan hat...). [Bildquelle: Eisenbahndet.de; D. Koch]
Aus organisatorischen Gründen ausfallen mussten dieses Jahr die Sonderfahrten zum Rosenmontagsumzug. Damit war der erste regulär Sonderzugverkehr das 120jährige Streckenjubiläum im August dieses Jahres.
Insgesamt verkehrten drei Zugpaare auf der Strecke, die sich aus betriebstechnischen Gründen auf den Vormittag konzentrierten. Als kleiner Gag wurde der Fahrplan in "etwas offiziellere Leseform" umgearbeitet, da alternative Gestaltungsvarianten wohl leicht verwirrend waren.
(By the way: Nur mal aus reiner Neugier, ist die Gestaltungsform der Fahrpläne eigentlich irgendwie geschützt, als "Marke" (ähnlich RE / RB) oder so?)
Dem aufmerksamen Leser wird schnell auffallen, dass der Fahrzeugeinsatz jedoch umdisponiert werden musste: Statt der Brotbüchse der Burgenlandbahn (die als Verstärker für den Sachsen-Anhalt-Tag ins Burgenland abkommandiert wurden) wurden die Züge mit einem ESA Desiro gefahren. Im Nachhinein wohl keine ganz so schlechte Entscheidung, denn mit seinen um die 50 Sitzplätzen wäre es wohl kuschlig eng geworden...
Sonntag morgen, 9 Uhr in Deutschland - die Sonne scheint! Sicherlich auch aufgrund der frühen Abfahrtszeit in Köthen war der Zug nicht ganz so voll, dafür die nächsten umso voller... Was die Sonne angeht hat sich gezeigt, wie erstaunlich schnell so ein Triebwägelchen sich aufheizt und dass die Klimaanlage da nicht unbedingt sehr schnell hinterher kommt, wenn sie vorher abgeschaltet wurde.
Ein bisschen Statistik am Rande musste auch mal sein...
Morgens halb Zehn in Deutschland - während andere noch schlafen, wird hier schon kräftig rangeklotzt. Großer Beliebtheit erfreute sich auch die leibliche Verpflegung, die die zahlreichen Gäste nur zu gerne in Anspruch nahmen.
Zahlreiche Akener nutzten am Rande auch die Möglichkeit zu einer kleinen "Fachsimpelei" mit dem Lokführer. Auch wenn es keinen regelmäßigen Zugverkehr mehr gibt - Aken ohne Bahn ist für viele Akener unvorstellbar.
So verwundert es auch kaum, dass man am Rande mit vielen Leuten ins Gespräch kam - auch mit Fremden, die so manche interessante Einblicke und Erkenntnisse vermitteln konnten, die ich hier jedoch nicht weiter platt treten will... Manchmal ist halt nichts alles so, wie es zunächst zu seien scheint.
Drei Jahre ohne Regelverkehr und doch zeigt sich das Bahnhofsareal von seiner schönsten und vor allem saubersten Seite! Damit können viele noch in Betrieb befindliche Stationen nicht mithalten... Hat auch genug Mühen gekostet, das Gelände in den letzten Monaten vorzeigbar herzurichten! Und letztendlich hat es sich wohl auch gelohnt: Die Stadt Aken scheint nun wohl eindlich Eigentümer des Bahnhofs zu sein (oder kurz davor zu stehen, es zu werden).
Wie bereits vorhin angeklungen, gab es ein buntes Rahmenprogramm, dass für alle Altersklassen etwas bot. Hier im Hintergrund sieht man die Hüpfeburg von Mc Donalds für die ganz Kleinen und eine kleine Gartenbahn, die auch viele Blicke auf sich zog. Im Vordergrund ist das Stadtbalsorchester aus Köthen zu erknennen, das am Vormittag für die musikalische Untermalung sorgte.
Aufgrund der doch recht hohen Temperaturen erwies es sich als äußerst postiv entsprechend ausreichend Sitzmöglichkeiten und Sonnenschirme bereitgestellt zu haben, die zum längeren Verweilen einluden.
Um den geschichtlichen Bezug des Ereignisses nicht ganz zu verlieren, gab es auch eine Oldtimerausstellung.
Weitere Bilder gab es dann nicht mehr, da ich für die Fahrkartenkontrolle eingetaktet war. An dieser Stelle übrigens Hut ab vor jedem Zugbegleiter - Fahrkarten verkaufen, kontrollieren und Small-Talk mit dem Kunden halten - ziemlich viel auf einmal und bei entsprechendem Zeitdruck auch recht anstrengend...
Leider gibt es aus diesem Jahr nur sehr wenig sonstige Fotos vom Güterverkehr. Denn bereits Anfang des Jahres lies mein Zeitplan am Wochenende keine Fotoaktionen mehr zu - und in der Woche ging das erst recht nicht. Und als ich dann wieder mehr Zeit hatte, war der sonntägliche Cntainerzug gestrichen worden... Daher kommen jetzt im Anschluss gleich die Fotos der letzten Sonderfahrt vom 27.11.10. Da wurde der Weihnachtsman von Aken nach Köthen befördert. Unterwegs beschenkte "der Alte" die Kinder, hörte sich Lieder und Gedichte an und olte sich schließlich beim Lokführer die letzte Fahrplanauskunft ein: mit +1 Ankunft in Köthen. Diese "Nikolausfahrten" erfreuen sich sehr großer Beliebtheit, so dass von der Nachfrage her sogar in Doppeltraktion gefahren werden könnte... Und dank der vorher durch die DB Netz vorgenommene Instandsetzung einiger Gleislagefehler war es eine sehr angenehme Fahrt.
Aufgrund des Verstärkers, den die NASA seit letztem Jahr bei der DB Regio, VB Elbe Saale zwischen Köthen und Dessau bestellt hat, herrscht bei der Gleisbelegung ordentlich Betrieb. So konnte der Triebwagen auch erst nach Gleis 1 umsetzen, als der Verstärker Richtung Dessau abgefahren war. Somit kann man zeitweilig bis zu drei Desiros in Köthen antreffen.
"Sehr geehrte Reisende am Gleis 1. Es wird für Sie bereitgestellt: Sonderzug nach Aken. Vorsicht bei der Einfahrt." Gemütlich poltert der Triebwagen an den Bahnsteig heran.
Und hier warten schon die ersten Fahrgäste. Rudolph das Renntier und der Schneeman waren auch schon anwesend. Aber bevor der Zug gekapert werden konnte, musste erst noch alles feslich geschmückt werden. Es ist in dieser Hinsicht sehr erstaunlich, was für eine Wohlfühlatmosphäre in den Desiros entstehen kann... Sehr gemütlich die Triebwagen!
Beim Warten auf die Abfahrt kommt die RB aus Dessau angerumpelt.
Lange ist es her, als man sowas noch planmäßig erleben konnte: Das gezogene Signal in der Einfahrt in Aken. War also doch noch nicht festgerostet
Und am Bahnhof warteten schon voller Vorfreude die Fahrgäste. Bei den Temperaturen auch nicht unbedingt angenehm...
Und der "Serviceblick" wurde gleich für ein nettes Gruppenfoto genutzt.
Und bereit zur Abfahrt: Die letzten Fahrgäste trudeln ein und wenig später setzt sich der Zug wieder Richtung Köthen in Bewegung. Untewegs wurde als besonderes Highlight der Weihnachtsman auf einem Bahnübergang "aufgelesen". Anschließend ging es dann mit 10 km/h weiter nach Köthen. An dieser Stelle sei der Hinweis für etwaige Interessenten gestattet: Wenn ihr einen Desiro "chartern" wollt, dann wählt eine andere Dauerfahrgeschwindigkeit. 10 km/h bekommt dem Triebwagen von der Brems- und Antriebskombination nicht sehr gut (Störung... Störung... Störung...) ...
Auch in Köthen wurden wir herzlich empfangen. So viel Leute auf dem Akener Bahnsteig gab es vermutlich selten... Dabei standen die leute teils so dicht am Gleis, das man nur mit Schrittgeschwindigkeit einfahren konnte. Dafür war die Stimmung im und am Zug umso besser. Und so zogen der Weihnachtsman, die Fahrgäste und die Besucher gemeinsam zum letzten Köthener Weihnachtsmarkt um den Weihnachtsbaum "anzublasen".
Für den restlichen Zeitraum gibt es keine Fotos mehr, da das Verkehrsbedürfnis gegen Null strebte. Als dann endlich wieder Züge kamen, durfte ich mich in Köthen in der Wallstraße stundenlang "zwangsunterhalten" lassen... Und dennoch kam mir ein letztes kleines Schmankerl, kurz vor Jehresende, vor die Linse: Zwei 155er in Aken. Genauer gesagt: MEG 701 und MEG 702 - beide auf der Durchreise, hingen als Gepäck an der MEG 220. Darf man dem Buschfunk glauben, werden sich noch weitere 155er aus Rostock-Seehafen zur MEG gesellen...
Die MEG holte heute einen Wagen vom Hafen ab, der wohl irgendwann letzte Woche gekommen war. Mit im Gepäck der MEG 220 waren MEG 701 in verkehrsschwarz und die Speckschwarte 702. Hier ist man gerade mit dem Rangieren beschäftigt, während die Hafenlok besagten Wagen heranschafft.
Anschließend wurde der Zug für die Rückfahrt zusammengestellt.
Zwischen all den Bergen von Schnee präsentiert sich der Zug vor dem Bahnhofsensemble, während die Umgebung des Empfangsgebäudes weitgehend beräumt wurde.
Während man noch beschäftigt war, den Zug abfahrbereit herzurichten, wurde es für mich Zeit den Weg Richtung Imbiss zu suchen. Hier präsentiert sich das Gespann in den Weiten der ehemalig umfangreichen Gleisanlagen des Bahnhofs, der heute eher einer Wildnis gleicht...
Apropos Winter & hochgezüchtete Technik: Dieses urige Gefährt ist einfach nicht totzukriegen und verrichtet selbst bei sibirischen Temperaturen tapfer seinen Dienst. Allerdings hat er auch keine Klapptritte oder Schwenkschiebetüren,die besonders anfällig für Frost & Eis wären...
Alles in allem, ein sehr ereignisreiches Jahr:
- Der Containerverkehr nach Aken wurde eingestellt. - Eine eventuelle Reaktivierung wurde nach mehr als einem Jahr Prüfung abgelehnt. - Instandhaltungsarbeiten der DB Netz lassen die Schlussfolgerung zur Abgabe der Infrastruktur an Dritte zu... - Weitere Instandhaltungsarbeiten am Bahnhof konnten durchgeführt werden. - Zur Ausweitung der Verkehre wird der Hafen weiter ausgebaut. - Wieder einmal konnten mit der NASA und der Elbe Saale Bahn sehr gut besuchte Sonderfahrten organisiert werden. - Der Verkauf des Bahnhofs Aken scheint in trockenen Tüchern zu sein.
Und noch einiges mehr, was mir im Moment aber nicht einfällt Seien wir also gespannt, was uns 2011 erwartet und lassen dieses Jahr gemütlich ausklingen. In diesem Sinne: