Seit meinem letzten Berlin-Besuch letzte Woche hab ich mich intensiv und sehr interessiert dem (ehemaligen) Fernverkehrs-Angebot nach und von Dessau gewidmet. Grund dafür war meine Fahrt mit dem Bummel-RE7, der eigentlich zur RegionalBahn abgestuft werden müsste.
Bis zur Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs im Sommer 2006 gab es für Dessau die RE-Linie 3 zwischen Stralsund/Schwedt (Oder) Berliner Stadtbahn Belzig Dessau. AUßerdem verkehrten einige IC zwischen Leipzig und Berlin über Dessau. Mehr oder weniger wegen den UBA-Mitarbeitern.
Heute verkehrt der RE7 zwischen Wünsdorf Waldstadt und Dessau. Wobei hier zwischen Dessau und Bad Belzig in den Nebenzeiten und am Wochenende nur ein Zwei-Stundentakt gefahren wird. Im Dezember 2012 soll mit dem Fahrplanwechsel nicht nur die Strecke zwischen Wannsee und Charlottenburg wieder freigegeben werden, es sollen auch mit den Fahrzeugen der DB-Baureihe 442, dem Talent2 von Bombardier, unter der Woche der Stundentakt zwischen Dessau und Belzig eingeführt werden.
Bisher brauch dere RE7 zwischen Dessau und Berlin zirka zwei Stunden. Das macht bei einer Streckenlänge von rund 125 km eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 62,5 km/h. Zum Vergleich: Die RegionaBahnlinien nach Leipzig und Halle fahren durchschnittlich 64 km/h, der RE Dessau-Leipzig sogar 77 km/h. Also kann man zurecht den RE7 als Bummelzug bezeichnen. Eine Abstufung zum RB ist sicherlich sinnvoller.
Das Problem was der RE7 hat: Auf dem Abschnitt Dessau Wannsee gibt es keine parallele RB-Verbindung.
___________________________ Nun zu dem, was ich eigentlich schreiben wollte:
Ich habe mich mit dem RB- und RE-Netz in südöstlichen Sachsen-Anhalt beschäftigt sowie die ICE/IC-Anbindung angeschaut. Es gibt einige Dinge, die man ändern könnte.
Die Flügelung der von Wittenberg kommenden RegionalBahnen in Dessau nach Leipzig/Halle sollte man beibehalten. In Bitterfeld hat man ja immer mit Umsteigen die Möglichkeit, auch stündlich von und in beide Städte zu kommen. Die Zusammenfassung in Dessau zum RB 51 nach Wittenberg/Falkenberg passt auch. Auch die RE13-Durchbindung Magdeburg Leipzig ist in Ordnung. Am Regionalverkehr innerhalb Sachsen-Anhalts würde ich also nichts ändern wollen.
Anders ist es natürlich, wenn die Regio-S-Bahn Mitteldeutschland sich auf den Bereich Dessau/Wittenberg ausbreiten wird (ca. 2015). Dort sollen die Linien S6 (Halle Bitterfeld Dessau/Wittenberg) und S2 (Leipzig Bitterfeld Dessau/Wittenberg) in den Anhaltischen Raum kommen. Hier wäre es gut, wenn die enstprechenden RB-Linien 54 (DE-L), 57 (WB-L), 80 (WB-HAL) und 86 (DE-HAL) eingestellt werden und durch die halbstündlichen S-Bahnen ersetzt werden. Die S2 und S6 sollen in Bitterfeld gebrochen werden und nur einzele Züge sollen im Stundentakt jeweils nach Dessau und Wittenberg fahren. Hier wäre vorstellbar, die S2 nach Dessau durchzubinden und die S6 nach Wittenberg. Ähnlich wie im aktuellen Fahrplan müsste ein direktes Umsteigen mit einem 3 bis 4-minütigen Aufenthalt vorgesehen werden. Die in BTF endenden S-Bahnen sollte man umlauftechnisch verknüpfen. Möglich wäre auch eine Einstellung des RB 51 zwischen Dessau und Wittenberg und dafür die Einführung einer "S26", sodass die S-Bahnen gleich weiterfahren. (Großer Umlauf Halle Wittenberg Dessau Leipzig)
Nun zum Fernverkehr:
Hier habe ich lange an einem passenden Angebot gesessen. Und ich hoffe, es passt einigermaßen.
Der RE7 sollte herabgestuft werden zum RB17 mit dem Lauf Wünsdorf Waldstadt BER Stadtbahn Bad Belzig im Zweistundentakt. Gleichzeitig eine Einrichtung eines neuen RE7 mit dem Lauf Leipzig Dessau Belzig Berlin, Ostbahnhof. Dieser verkehrt auch im Zweistundentakt, Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr zum Stundentakt verdichtet. Zwischen Dessau und Belzig werden weiterhin alle Halte bedient, ab Belzig nur noch Beelitz-Heilstätten, Michendorf, Potsdam-Rehbrücke, Wannsee, Zoologischer Garten, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Alexanderplatz und letztendlich Ostbahnhof. Möglich wäre auch eine IC-Verbindung Leipzig Dessau Berlin, Ostbahnhof im Zweistundentakt, dann würde der neue RE7 nur zwischen Dessau und Berlin im ständigen Zweistundentakt laufen.
______________________________ So, das wäre vorerst alles, was mir dazu einfällt.
Auf Reaktionen und Verbesserungsvorschläge bin ich gespannt...
Ich wollte auch nach Berlin fahren, aber die Streckensperrung von Wannsee nach Zentrum rein schreckt mich ab leider. Wer gibt mir die Garantie bei der Rückfahrt mit der S Bahn aus dem Zentrum das ich in Wannsee meinen Zug schaffe ?
Sry da fällt mein diesjähriger Berlin Besuch leider aus.
im Eisenbahnnahverkehr werden die Leistungen ja ausgeschrieben, freihändig vergeben oder auferlegt. Das Fahrplanprogramm wird von den Aufgabenträgern bestimmt. So ist es auch mit den RE und RB von und nach Dessau.
Schon heute besteht auf dem RE 7 nach Berlin an Werktagen überwiegend ein Stundentakt. Warum aber am späten Vormittag eine 3-Stundenlücke! eingebaut wurde, ist nicht zu verstehen. Die aktuelle Unterbrechung in Wannsee ist sicherlich noch unattraktiver als die Fahrzeiten normalerweise schon sind. Ob perspektivisch mit der Auflassung von Thießen und den neuen Fahrzeugen deutliche Fahrzeitverkürzungen eintreten, kann ich nicht beurteilen. Erst steht ja noch die Sanierung der Strecke bis Wiesenburg an, da wird es fahrzeitenmäßig bestimmt noch ungünstiger. Wenn auch kürzere Fahrzeiten im Nahverkehr wünschenswert sind, wirklich schneller kommt man nur mit Fernverkehrszügen ohne weitere Zwischenhalte zw. Dessau und Berlin.
Richtung Süden werden die RB Richtung Leipzig später als S-Bahn fahren. Fahranzahl- und fahrzeitenmäßig passiert da also nichts. Auch der Stundentakt ab Dessau bleibt laut den Planungen und Ausschreibungen.
Ob heutige und geplante Umfang so bestehen bleibt, ist allerdings nicht sicher, denn bei der anstehenden Neuberechnung der Regionalisierungsmittelverteilung des Bundes wird der ganze Osten sicherlich weniger Gelder bekommen als bisher (überdurchschnittlicher Bevölkerungsrückgang im Osten bzw. Verschiebung der Bevölkerungsanteile hin zum Westen). Wenn es gut läuft, können die Mittelkürzungen durch günstigere Konditionen mit den Eisenbahnunternehmen ausgeglichen werden.
interessante Überlegungen. Mir stellt sich jedoch die Frage, ob Dessau ein attraktiver Fernverkehrsknoten ist. Mit Blick auf den probeweise von der DB Fernverkehr AG eingeführten Stundentakt der IC-Züge zwischen Magdeburg und Leipzig sehe ich das eher kritisch, zumal das Land mit der Einführung der Verdichter zwischen Dessau und Köthen das Personenzugangebot ebenfalls auf den Knoten Köthen optimiert hat. Es ist äußerst unrealistisch, dass Dessau in naher Zukunft einen Fernverkehrsanschluss erhalten wird und meiner Meinung nach auch gar nicht notwendig, wenn man sämtliche Nahverkehrslinien im Rahmen des Möglichen beschleunigen würde. Ein auf durchgehender Strecke 140/160 km/h schneller Nahverkehr zwischen Magdeburg/BerlinDessauLeipzig/Halle mit endlich wesentlich modernerem Zugmaterial wäre für die Fahrgäste von wesentlich größerem Nutzen und obendrein würde in jedem Endknoten Anschluss zu den Fernverkehrszügen bestehen. Und zumindest das Fahrzeugmaterial wird ja derzeit auch schon umgestellt. Und bei den Gedankenspielen sollte man nicht vergessen, dass sowohl Trassen als auch Zugmaterial benötigt würden. Ersteres könnte man vielleicht noch organisieren, aber zweiteres wäre da schon wesentlich schwieriger, weil der Fernverkehr schon an der Grenze des Belastbaren fährt. Alles was in derem Fuhrpark Räder und Fristen hat ist bereits auf der Strecke und trotzdem fehlt es an einigen Ecken und Enden immer noch an Fahrzeugmaterial.
Was die Regio-S-Bahn angeht, bin ich definitiv nicht dafür, einen generellen 30 Minutentakt mit vereinzelt Stundentakt anzubieten, das kommt nämlich einer effektiven Geldverbrennung gleich. Bei dem derzeitigen Fahrgastaufkommen, das außerhalb der HVZ zu wünschen übrig lässt und sich eh stärker auf die Zentren Halle und Leipzig konzentriert, wäre es schon fast eine Veruntreuung von Steuergeldern hier in der Fläche eine Art S-Bahn finanzieren zu wollen. Wenn schon die RBen im Stundentakt nicht genügend Fahrgastaufkommen erzeugen können, dann wird es im 30 Minutentakt noch wesentlich schlechter aussehen. Ich bin wie gesagt eher dafür, die RB-Linien zu beschleunigen und einige Halte generell zu streichen. Marke, Zschortau, Lübs und dergleichen verlängern die Fahrzeiten der Züge ohne effektiv das Reiseaufkommen zu erhöhen. Im Umkehrschluss könnte man dann darüber reden, schrittweise in der HVZ die Takte zu verdichten und sich so eventuell einem 30 Minutentakt anzunähern. Aber einen grundsätzlichen 30 Minutentakt durch ein S-Bahn-artiges System halte ich für sehr fragwürdig, auch was die Haltestellenkonzeption angeht. Das jetzige Angebot gefällt mir persönlich recht gut, in der HVZ müsste man es noch verdichten und sowohl RE als auch RB beschleunigen. Aber bei der Regio-S-Bahn sehe ich das Problem, dass die Zuggattung schon dadurch ad absurdum geführt wird, dass sie überall hält und damit noch wesentlich längere Fahrzeiten produzieren würde. In Richtung Berlin frage ich mich persönlich immer noch, ob sich ein Stundentakt lohnen würde. Ich habe die Züge bereits öfters gesehen, die Fahrgäste die da in 3 oder 4 Wagen sitzen würde man locker in einem Desiro befördern können... Und so viel Reiseaufkommen von Dessau in Richtung Berlin besteht auch nicht, die richtige Nutzung der Züge dürfte ohnehin erst auf brandenburgischem Gebiet einsetzen.
Zitat von Friedrich Löwe Was die Regio-S-Bahn angeht, bin ich definitiv nicht dafür, einen generellen 30 Minutentakt mit vereinzelt Stundentakt anzubieten, das kommt nämlich einer effektiven Geldverbrennung gleich. Bei dem derzeitigen Fahrgastaufkommen, das außerhalb der HVZ zu wünschen übrig lässt und sich eh stärker auf die Zentren Halle und Leipzig konzentriert, wäre es schon fast eine Veruntreuung von Steuergeldern hier in der Fläche eine Art S-Bahn finanzieren zu wollen.
Der 30er Takt soll ja in den ersten Jahren auch nur bis Bitterfeld laufen, also von beiden Linien S2 und S6. Nach Dessau und Wittenberg soll weiterhin der Stundentakt angeboten werden, so wie er schon durch die RB heutzutage hergestellt wird. Eine Regio-S-Bahn für die Fläche fand ich anfangs auch eher sinnlos und unrealistisch. Wenn aber auch hier auf die BR442 "Talent2" gesetzt wird, dann dürfte es doch schneller gehen. Und die Kapazität kann man ja immer noch durch Einfach- und Doppetraktionen variieren..
Zitat von Friedrich Löwe In Richtung Berlin frage ich mich persönlich immer noch, ob sich ein Stundentakt lohnen würde. Ich habe die Züge bereits öfters gesehen, die Fahrgäste die da in 3 oder 4 Wagen sitzen würde man locker in einem Desiro befördern können... Und so viel Reiseaufkommen von Dessau in Richtung Berlin besteht auch nicht, die richtige Nutzung der Züge dürfte ohnehin erst auf brandenburgischem Gebiet einsetzen.
In der Meldung für den Fahrplan 2013 habe ich dazu was gelesen: Die Talent2 werden auf dem Abschnitt Wünsdorf Waldstadt Bad Belzig in Doppeltraktion gefahren, zwischen Dessau und Belzig sollen wohl nur Einzeltraktionen im Stundentakt weiterfahren. Also entweder wird der RE7 dann in Belzig geteilt und umgestiegen oder man trennt die Doppeltraktionen. Ein Talent2 als Zweiteiler hat ein Fassungsvermögen von 119 Personen, das dürfte doch für Dessau Belzig reichen