VON CHRISTINE KRÜGER, 26.01.12, 18:43h, aktualisiert 26.01.12, 19:42h SALZFURTKAPELLE/MZ. Die Anzahl der Fahrgäste sinkt, die Ansprüche an den Nahverkehr steigen. Die Branche ist im Wandel, die demographische Entwicklung zeigt auch hier ihre Auswirkung: Die Interessen ändern sich. Das hat Wolfdietrich Vetter, Geschäftsführer der Vetter GmbH und der Regionalverkehr Bitterfeld-Wolfen, schon lange auf dem Schirm. So wird beispielsweise der Anteil der Schüler, die heute bei Vetter im Linienverkehr fahren, in einigen Jahren sinken, der Anteil der Senioren sich indes weiter erhöhen. Die Fluktuation wird anhalten.
Das sind neue Herausforderungen, denen sich die Firma, die seit 65 Jahren am Markt ist, stellen muss. Wie aufreibend oft der Konkurrenzkampf der mittelständischen Fuhrunternehmen wie Vetter gegen die in der Branche üblichen kommunalen Unternehmen ist, berichtete der Geschäftsmann am Donnerstag Verkehrsminister Thomas Webel (CDU), der sich bei der Vetter GmbH während eines Arbeitsbesuchs informierte.
Bei jeder Neuausschreibung der Fahr-Dienstleistung aller acht Jahre stehe quasi stets das ganze Unternehmen auf dem Spiel. "Wir brauchen Berufsnachwuchs. Und der braucht Vertrauen in Unternehmenswachstum", sagte er. Er sehe hier politische Befindlichkeiten gegen den Mittelstand, so Vetter. "Wir werden dafür sorgen, dass der Mittelstand im Land nicht untergeht", versprach Webel und stellte laut Überlegungen an, wie Unterstützung aussehen könnte. Er denke beispielsweise darüber nach, wie Land und Nasa künftig auch wieder Bus-Investitionen fördern könnten, meinte er. Das letzte Mal sei das vor sechs Jahren geschehen. Auch werde das Land keinen Druck machen, dass mittelständische Fuhrunternehmen wie Vetter "irgendwelchen Verbänden" (wie dem Verkehrsverbund) beitreten müssen.
Die Vetter GmbH beschäftigt 650 Mitarbeiter, ihre Vertragsunternehmen weitere 200. 15 Millionen Kilometer werden im Jahr im Linienverkehr erreicht, rund 20 Millionen im Reiseverkehr. Insgesamt befördert Vetter im Linienbereich, der sich in Deutschland über die Landkreise Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg sowie den nördlichen Saalekreis erstreckt, über 15 Millionen Fahrgäste. 60 Prozent machen dabei derzeit die Schüler aus.
Zehn Anrufbusse - die Idee, die deutschlandweit Furore gemacht hat, kam übrigens von hier - ergänzen das Linien-Angebot. Wolfdietrich Vetter nennt das "einen wesentlichen Beitrag zum bedarfsbezogenen Verkehr" - insbesondere in den ländlichen Gebieten. Damit mache sein Unternehmen jedem Bürger jede Stunde an jedem Tag im Jahr das Angebot, mobil zu sein. Rund 450 Personen nutzen es jährlich. Gebunden sind hier auch Taxi- und Mietwagen-Firmen.
Quelle: mz-web.de
Kommentar: Schade, dass man vergessen hat zu erwähnen, wie man in den letzten Jahren im Wettbewerb zu Gange war. Stichwort: Maßgeschneiderte Ausschreibungen und Wettbewerbsverzerrung. Jeder, der das nicht in Ordnung findet, hat natürlich "politische Befindlichkeiten gegen den Mittelstand". Aber mit Qualität konnte das Unternehmen ja sowieso noch nie überzeugen, egal ob in Bitterfeld, Köthen oder Wittenberg. Manchmal fragt man sich, in was für einem Land man eigentlich lebt ... Die Bananenrepublik ist zum Greifen nahe!
Eine weitere Bankrotterklärung ist dann das Eingeständnis, einen zusammenhängenden Verkehrsverbund weiterhin auszuschließen, damit "der Mittelstand" weiter vor sich hin wirtschaften kann. Die Vorteile, die vor allem die Fahrgäste haben würden, interessieren ja nicht (was aber auch nicht wirklich neu ist, seit die Umstellung von Linien- auf Bedarfsbetrieb immer mehr forciert wird).